Nighthawks, AFRA KANE, Wiliam Prince, Markus Becker & Lutz Krajenski
44. Leverkusener Jazztage 2023
Nighthawks – Next To The Roxy
Mit dem neuen Live-Album ‚Next to the Roxy‘ beschwören die Nighthawks ein Bild aus vergangenen Tagen. Köln hatte einst ein Kino, welches Dal Martino und Reiner Winterschladen schlicht Roxy nannten. Es passte thematisch, als auch örtlich in den nächtlichen Plan der zwei Musiker. Noch ehe man sich in das Studio zurückzog, wurden dort häufig Filme geschaut. Das Rattern der Filmspulen begleitete die zwei Nachtfalken zu der an das Kino angrenzenden Bar, wo man sich bei einem Getränk über cineastische Parameter wie Farbe, Bewegung und Licht austauschte. Mit vielfältigen Anregungen im Kopfe wurde anschließend die Studiotüre geöffnet. Das Filmische hallt seit diesen Tagen im Schaffen der Nighthawks nach und ist prägend für das musikalische Werk geworden.
Nach vielen fulminanten und nahezu ausverkauften Konzerten kommt die fünfköpfige und dreifach mit dem German Jazz Award ausgezeichnete Electro-Jazz Formation nun erstmalig zu den Leverkusener Jazztagen. Im Gepäck ihr neues Live Album ‚Next to the Roxy‘! Eine schöne Hommage an kräftige Melodien, groovige Rhodes Sounds und satte Bässe, eine Reise durch viele imaginäre Filme, die noch gedreht werden sollten. Ein kreativer Ausflug, der vor allem das Publikum als Mitreisende mitnimmt. Ob Terminals, Bahnhöfe, Gleise oder Schotterpisten – Next To The Roxy ist eine pulsierende musikalische Reise, die den Stillstand meidet.
AFRA KANE
William Prince approaches the big questions with humility and curiosity, and his songwriting is a masterclass in skilful simplicity. Since his JUNO Award win in 2017, Prince’s momentum has continued to build, with each new album adding depth and dimension to an exceptional body of work that has received international acclaim. From national network television appearances, top tier media coverage and performances at major international festivals, William Prince has become one of the country’s most respected and celebrated songwriters.
Es begann alles damit, dass Afras Mutter bei den Gesängen in der Kirche das Klavier vermisste. Sie schickte die neunjährige Tochter in den Unterricht und hoffte, dass diese in die Rolle der Kirchenpianistin hineinwachsen würde. Afra wurde im norditalienischen Vicenza geboren, ihre Eltern aber stammten aus einer christlichen Gegend in Nigeria.
So lernte Afra im Unterricht europäisch geprägte Harmonien kennen, wuchs aber dank den Eltern auch mit der Musik aus deren afrikanischer Heimat auf. Allerdings bekam sie weniger die auch in Europa bekannten Stars wie Fela Kuti, King Sunny Adé oder Majek Fashek zu hören als den Afro-Gospel, einen perkussionsbetonten Stil mit konsequent durchgezogener Clave und euphorischen Frage-/Antwort-Gesängen, die gut und gern eine halbe Stunde dauern können.
Das Klavier gefiel Afra so gut, dass sie eine Schule wählte, die es ihr erlaubte, am Nachmittag das Konservatorium zu besuchen. Das Konservatorium sei ihre zweite Familie geworden, sagt sie: «Ich war die einzige schwarze Schülerin. Aber meine Erfahrungen waren sehr positiv. Noch heute besuche ich meine Lehrer, wenn ich in der Stadt bin.» Eine Freundin hatte sie inzwischen mit den Freuden von Motown, Marvin Gaye, Etta James und Aretha Franklin vertraut gemacht. Es sei eine perfekte Kombination gewesen: «In der klassischen Musik war alles auf perfektionistische Interpretation ausgerichtet. Beim Singen von Soul konnte ich dagegen meine Gefühle ausdrücken, ohne mich irgendwie um die Technik kümmern zu müssen.»
Weniger vergnüglich verlief der Versuch, das Studium im walisischen Cardiff weiterzuführen. Afra vermisste bei den Mitstudenten die Leidenschaft: «Sie übten sechs Stunden lang, und nachher war ihnen die Musik egal», berichtet sie. Gleichzeitig habe man genaue Vorstellungen gehabt, wie eine Karriere zu verlaufen habe. Sie gehörte einer Cover-Band an, die Motown-Stücke kredenzte. An ihren eigenen Songs war niemand interessiert: «Es hiess, ich müsse erst meine Sporen als Entertainerin abverdienen, anders gehe es nicht.»
Sie kehrte der Insel den Rücken und landete über das Erasmus-Programm an der Haute Ecole de Musique de Genève, wo sie schliesslich promovierte. Es sei ironisch, meint sie: In England habe man ihr immer wieder gesagt, sie müsse nach London ziehen, um ihre Möglichkeiten ausschöpfen zu können, in der Schweiz gehe das nie. «Dabei fand ich gerade in der Schweiz sehr schnell flexible Musiker, die gern mit mir spielten und die meine Musik zu schätzen wussten. Das gab mir Selbstvertrauen. Ich erkannte, dass ich mich nicht in eine Schublade zwängen lassen musste. Ich konnte die Musikerin sein, die ich sein wollte.»
Man kann getrost behaupten, dass niemand sonst mit einer auch nur annähernd ähnlichen Palette von Einflüssen ausgestattet ist. Nebst Chopin nennt Afra Kane Debussy, Ravel, Bartók und Skrjabin als Stützpfeiler ihrer Muse. Besonders nahe liege ihr indes das Klavierkonzert Nr. 2 von Camille Saint-Saëns, «ein Lebenswerk, sich mit diesem Stück zu befassen», sagt sie. Des Weiteren nennt sie Keith Jarrett und Oscar Peterson als Inspirationsquellen, dazu den brasilianischen Komponisten Hermeto Pascoal und quasi als Joker die experimentelle Komponistin Sofia Gubaidulina sowie Nikolai Kapustin, dessen Kompositionen mit einem Bein im Jazz stehen.
«Aber», so stellt sie fest, «man kann von jemandem beeinflusst sein und doch ganz anders klingen.» Alle ihre Lieder seien im Kern autobiografisch: «Jedes Lied beginnt mit einem Erlebnis. Ich schreibe Lieder, um damit meine Erfahrungen und meine Stimmung zu verarbeiten.» Auf die im vergangenen Herbst veröffentlichte EP «Scorpio» hat sie soeben die Single «Mouth Shut» folgen lassen. «Manchmal bekomme ich zu hören, es sei nicht ‹schwarz›, klassische Musik zu spielen», sagt sie. «Dann wieder heisst es: ‹Typisch schwarz, die Art und Weise wie du tanzen kannst.› Dabei bin ich bloss ein Mensch. Wie alle anderen Menschen vereine ich verschiedene Identitäten in mir. Mein Song ist ein Plädoyer dafür, dass man aufhört, Hautfarbe mit Stereotypen zu verbinden.»
Wiliam Prince
William Prince nähert sich den großen Fragen mit Bescheidenheit und Neugierde, und sein Songwriting ist eine Meisterklasse in gekonnter Einfachheit. Seit seinem JUNO-Award-Gewinn im Jahr 2017 hat sich die Dynamik von William Prince weiter verstärkt. Mit jedem neuen Album gewinnt sein außergewöhnliches Werk an Tiefe und Dimension und wird international gelobt. Mit Auftritten in nationalen Fernsehsendern, hochkarätiger Medienberichterstattung und Auftritten bei großen internationalen Festivals ist William Prince zu einem der angesehensten und gefeiertsten Songwriter des Landes geworden.
Markus Becker & Lutz Krajenski
Der eine klassischer Pianist mit einer besonderen Liebe zur Improvisation, der andere Jazzmusiker mit einem Faible für Bach und Mahler- eine Begegnung nicht nur zweier außergewöhnlicher Künstler, sondern auch vieler musikalischer Welten mit spannenden und überraschenden Schnittmengen.
Auf der einen Seite Markus Becker, mehrfacher ECHO-Preisträger, gefeierter Haydn- und Reger-Interpret, unterwegs als Solist mit renommierten Orchestern und Kollegen wie Igor Levit und Albrecht Mayer, Professor an der renommierten Musikhochschule in Hannover. Auf der anderen Seite Lutz Krajenski- gefragter Pianist, Keyboarder, Arrangeur und Produzent. Neben vielen Orchestern und Big Bands stehen Namen wie Randy Crawford, Tom Jones, Manfred Krug und Thomas Quasthoff auf der Liste der Künstler, mit denen Krajenski zusammenarbeitete. Erstklassige Voraussetzungen also für eine musikalische Entdeckungsreise von Bach bis Gershwin, von Brahms bis Stevie Wonder und von Beethoven bis Thelonius Monk- ganz stilecht an einem Flügel und einem Fender Rhodes- Piano aus den 70er Jahren. Freuen Sie sich auf ein ganz besonderes Konzerterlebnis mit zwei Ausnahmekünstlern.