Trilok Gurtu, Jakob Bänsch Quartett special guest Alma Naidu, Claus Fischer Band feat. Peter Weniger
44. Leverkusener Jazztage 2023
Seine gesamte glanzvolle Karriere als Drummer und Pionier der Weltmusik hindurch, stand Trilok Gurtu immer am Berührungspunkt von klassisch indischer Musik, westlichem Jazz und Funk, sowie afrikanischer und brasilianischer Musik. Es war über fünf Jahrzehnte lang sein Modus Operandi Musik zu machen, die sich nicht einfach einordnen lässt. Der am 30 Oktober 1951 in eine Hindu Brahmanenfamilie aus Bombay (heute Mumbai) hineingeborene Trilok, ist der Sohn der in der klassischen indischen Musikszene legendären Vokalistin Shobha Gurtu. Ermutigt von seiner Mutter begann er im Alter von sechs Jahren Tablas zu spielen. Später lernte er bei Shah Abdul Karim und mit 13 Jahren begleitete er bereits seine berühmte Mutter. 1976 übersiedelte er nach Europa und begann mit dem Trompeter Don Cherry zu spielen. Ab 1977 arbeitete er mit dem Saxophonisten Charlie Mariano, dem Keyboarder Rainer Bruninghaus und dem Bassisten Barre Phillips zusammen. In den 80er Jahren stachen vor allem seine Arbeiten mit der wegweisenden Jazz- und Weltmusikgruppe Oregon (die Alben Ectopia aus 1987 und 44th Parallel aus 1988) und mit der Gitarrengröße John McLaughlin (Live at the Royal Festival Hall aus 1989) hervor.
Usfret, Gurtus erstes Album als Leader wurde 1988 veröffentlicht. Neben seiner Mutter Shobha Gurtu als Sängerin, haben daran der Trompeter Cherry, der Gitarrist Ralph Towner, der Violinist L. Shankar, der schwedische Bassist Jonas Hellborg und der französische Keyboarder Daniel Goyone mitgewirkt. Sein Welthorizont hat sich 1991 mit Living Magic, dem Album eines multinationalen Septetts, nochmals erweitert. Es folgte eine kraftvolle Aufnahmen-Trilogie: 1993 Crazy Saints (mit Zawinul, dem Gitarristen Pat Metheny, dem holländischen Cellisten Ernst Reijseger und dem französischen Bassisten Marc Bertaux), 1994 Believe (mit dem Keyboarder Goyone, dem Bassisten Chris Minh Doky und dem Gitarristen David Gilmore), und 1996 Bad Habits Die Hard (mit dem Saxophonisten Bill Evans und dem Violinisten Mark Feldman als Gastmusiker). 1996 erkundete er die Fusion von afrikanischer und indischer Musik mit The Glimpse, 1997 mit Kathak und 2000 mit African Fantasy. Danach arbeitete er mit dem Songschreiber von Squeeze, Chris Difford, für das Afro-Pop gewürzte Album The Beat Of Love zusammen, auf dem Salif Keita und Angelique Kidjo als Sänger zu erleben sind. Auf dem Album Miles Gurtu aus 2004 erforschte er die elektronische Musik in einer richtungsweisenden Kooperation mit Robert Miles, dem italienischen Produzenten, Komponisten, Musiker und DJ. 2011 legte er das anspruchsvolle 21 Spices nach, gemeinsam mit dem Drummer Simon Phillips und der NDR Big Band unter Leitung von Jörg Achim Keller.
Spellbound, Gurtus Projekt aus 2013, war eine Würdigung der legendären Jazz Trompeter Don Cherry, Dizzy Gillespie und Miles Davis. Für dieses Album versammelte er eine internationale Gruppe von Trompetern, darunter den Italiener Paolo Fresu, den Norweger Nils Petter Molvaer, den im Libanon geborenen und jetzt in Paris lebenden Ibrahim Maalouf, Hasan Gözetlik aus der Türkei und die beiden Deutschen Matthias Schriefl und Matthias Höfs. Sein 2020 während der Pandemie entstandenes God Is A Drummer, enthält einen tief empfunden Gruß an Joe Zawinul, mit dem er 1994 als brillantes Duett auf Tour war. „Joe war ein Genie und ein sehr starker Charakter,“ so Trilok. „Und man musste stark genug sein, um gemeinsam mit ihm spielen zu können. Als wir damals die Bühne für das Konzert in Frankfurt betreten haben, habe ich zu ihm gesagt: ‚Joe, ich weiß du liebst Boxen. Lass uns doch auf der Bühne mit unserer Musik gegeneinander boxen!‘ Wir verstanden uns sehr gut, musikalisch und als Menschen. Wir standen uns ziemlich nahe und spielten gerne gemeinsam.“ An anderer Stelle auf God Is a Drummer hat Trilok dem verstorbenen brasilianischen Schlagzeuger Nana Vasconcelos das Stück „Obrigado“ gewidmet, und „Holy Mess“ dem legendären Jazz-Drummer Tony Williams. „Madre“ ist zu gleichen Teilen seiner Mutter Shobha Gurtu und Inge Schlagowski, der Mutter seiner Gattin Ute, gewidmet. Das dynamische „Try This“ schließlich, ist seiner Wahlheimatstadt Hamburg zugedacht.
Nun, auf One Thought Away geht der Tabla Meister, gefühlvolle Trommler, Keyboarder, Bassist und Spieler der Basic 1 beim Improvisieren in einem auf das wesentliche reduzierten Studio-Setting noch einen Schritt weiter als jemals zuvor. Die Ergebnisse sind brillant.